Zum zweiten Mal erschien dieses Jahr [2015], zwei Tage vor der Veröffentlichung des „Drogen- und Suchtberichts 2015“ der Bundesdrogenbeauftragten, Marlene Mortler, der „Alternative Drogen- und Suchtbericht 2015“. Dieser wird unter der Schirmherrschaft von drei Bundesverbänden, deren Mitglieder in der Praxis und Theorie die drogenpolitischen und gesetzlichen Vorgaben/Bestimmungen der Bundesregierung versuchen umzusetzen und dabei immer wieder an die Grenzen der politisch und gesetzlich vorgegebenen Rahmenbedingungen stoßen.
Ihr Hauptkritikpunkte sind, dass die Drogenpolitik der Bundesregierung nach wie vor dadurch gekennzeichnet sei, essenziellen Kernforderungen einer Vielzahl von Fachverbänden, DrogenhilfeträgerInnen und ExpertInnen nach Einbezug evedenzbasierter Erkenntnisse uns systematisierter, dokumentierter Praxiserfahrungen nicht nachkomme. Es fehle der Bundesregierung an strategischen, innovativen und substanzübergreifenden Konzepten sowie konsistenten Aktionsplänen. Oft erleben sie eine unausgewogene, z.T. populistische und kurzatmige Thematisierung der Folgen einzelner illegaler Drogen, während für einen kontrollierteren, mündigen und konsumsenkenden Umgang mit den legalen Drogen wichtige verbraucherschützende Rahmenbedinungen nicht geschaffen werden.
Daher sei der „Alternative Drogen- und Suchtbericht“ ein dringend notwendiges Instrument, um eine Gegenöffentlichkeit zu den offiziellen Verlautbarungen der Bundesregierung zu schaffen und zu implementieren. Der Ausgangspunkt einer jeden Drogenpolitik müsse der\die KonsumentIn in der Ausbalancierung mit den gesellschaftlichen Bedingungen sein. Es dürfe nicht sein, dass man weiterhin eine repressive Drogenpolitik in Deutschland verfolge, welche weder ihre vorgegebenen Ziele und Wirkungen nachweisbar erreiche, ja sogar teilweise aus Sicht vieler wissenschaftlicher Disziplinen als mitverantwortlich für zahlreiche negative Folgen [Kriminalität, Todesfälle direkt/indirekt durch Drogenhandel/-konsum, menschlich dramatische Schicksale, …] durch illegale Drogen in Ländern und auf Menschen [weltweit] sei, noch zu einer effizienten und wirksamen Implementierung eines dringend notwendigen Jugendschutzes beitrage. Zudem missachtet eine repressiv, oft ideologisch und populistisch geprägte Drogenpolitik, dass es zahlreiche deutsche BürgerInnen, die illegale Drogen als festen Bestandteil ihrer Lebensführung betrachten und dabei einen Drogenkonsum, weitestgehend ohne größere schädigende Nebenwirkungen, pflegen, gibt. Deshalb fordere man, in der Drogenpolitik auf „mündige“ BürgerInnen zu zählen sowie eine Kontrollstrategie, die sich glaubhafter, wissenschaftlich nachgewiesener anstatt undifferenzierter, populistischer und ideologisch geprägter Informationen als ihren Kern bediene.
Das Ziel sei keinesfalls die völlige Legalisierung und Verfügbarkeit aller Suchtmittel für jeden\e BürgerIn, wie oft von den AnhängerInnen der repressiven Drogenpolitik beschwört wird, sondern die soziale, gesundheitliche und persönliche Schadensreduzierung für KonsumentInnen durch staatlich geregelte Qualitätskontrollen, einen strikt verfolgten Jugendschutz, die Schaffung neuer wirksamerer [nicht abstinenzorientierter] Präventions- und Behandlungsangebote sowie die Entkriminalisierung der KonsumentInnen.
Quelle: Akzept e.V., Deutsche Aids-Hilfe, JES-Bundesverband (Hrsg.) (2015): 2. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2015. Pabst Science Publishers. 49525 Lengerich. Deutschland.
Hier sind die Links zu beiden Drogen- und Suchtberichten:
Mortler_Marlene_Bundesdrogenbeauftragte-Drogen-Suchtbericht_ 2015
Akzept_eV-Deutsche_Aids-Hilfe-JES-Bundesverband-II-Alternativer Drogen-und-Suchtbericht-2015